Leistbares Wohnen stand beim Steirischen Bautag im Fokus
Im südsteirischen Schloss Seggau ging am 21. Mai der Steirische Bautag über die Bühne. Dabei wurden bereits zum dritten Mal aktuelle Daten aus der „Bau-Enquete“ der Landesinnung Bau präsentiert. Zum Abschluss stand eine prominent besetzte Podiumsdiskussion am Programm.
Seit 2023 führt die steirische Landesinnung Bau einmal im Jahr die „Bau-Enquete“ durch. Dabei werden die Bevölkerung und die Bauunternehmen unter anderem zu aktuellen Trends und Entwicklungen im Haus- und Wohnbau befragt. Die von mResearch durchgeführte Umfrage bestätigt im Wesentlichen die Daten aus den Umfragen in den Jahren 2023 und 2024. 65% (2024: 70%, 2023: 66,7%) der befragten Steirerinnen und Steirer geben an, dass sie aktuell in Eigentum wohnen, 19% leben in einer Eigentumswohnung, 43% in einem Einfamilienhaus und 3% in einem Reihenhaus. Dementsprechend hoch ist bei diesen Wohnformen auch die Zufriedenheit: 70% der Menschen, die ein Einfamilienhaus besitzen und darin leben, sind damit auch sehr zufrieden. Wer in einer Eigentumswohnung lebt, ist es immerhin noch zu 50%. Die geringste Zufriedenheit weisen jene auf, die aktuell in einem Mietverhältnis leben, das sind 32% (2024: 24%, 2023: 29%), und dabei wiederum vor allem jüngere Menschen.
LR Simone Schmiedtbauer, Raiffeisen-Generaldirektor Martin Schaller, Andreas Kern von der Fachgruppe Immobilien- und Vermögenstreuhänder der WKO Steiermark, Michael Hilmar von der ÖWG-Wohnbau sowie Gastgeber Michael Stvarnik
Wohnbau – radikal neu gedacht
Aus den Umfragedaten hat die Landesinnung Bau das Projekt „Wohnbau – radikal neu gedacht“ sowie einen klaren Auftrag abgeleitet: „Wir wollen das Bauen wieder einfacher und günstiger machen und somit leistbaren Wohnraum in der Steiermark zur Verfügung stellen“, so Bau-Landesinnungsmeister Michael Stvarnik. Das Projekt „Wohnbau – radikal neu gedacht“ ist ein Forschungsprojekt der Landesinnung Bau in Zusammenarbeit mit der FH Joanneum und der ZAB – Zukunftsagentur Bau. Neben der ÖWG Wohnbau, der Wohnbaugruppe Ennstal sowie der Rottenmanner Siedlungsgenossenschaft hat auch das Land Steiermark, über LR Simone Schmiedtbauer, sowie auch die ZT-Kammer Mitglieder in die Arbeitskreise entsandt. Im Rahmen des Bautages wurden nun Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen Projektabwicklung, Bautechnik und Planung sowie die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen präsentiert. Diese umfassen unter anderem das Erstellen von Wohnbaukatalogen für Entwurf, Gebäudetechnik, Leitdetails, Material- & Ausstattungsstandards, die Schaffung von Standards für die digitale Projektabwicklung, Investitionen in Forschung und Entwicklung innovativer Materialien oder die Definition von einheitlichen, österreichweit gültigen Auswahl- und Zuschlagskriterien für die Vergabe von Dienst- und Bauleistungen im Rahmen von Wohnbauprojekten. Die Projektergebnisse werden nunmehr aufbereitet und im Lauf des Sommers in einer umfangreichen Publikation präsentiert. Ein Ausschuss für die Erarbeitung der Leitdetails wurde bereits installiert und hat die Arbeit aufgenommen.
Die aktuellen Umfragedaten unter den im April befragten Unternehmen der Landesinnungen Bau und Holzbau sowie der Bauindustrie zeichnen ein angespanntes Bild. Die Auftragslage in der steirischen Baubranche entwickelt sich weiterhin schleppend, auch in den kommenden 6 Monaten ist keine Verbesserung in Sicht (Durchschnittsnote Auftragslage derzeit: 2,9; erwartet: 3,0). Der Trend in Richtung Miete hat sich abermals verstärkt (49% der befragten Unternehmen). Darüber hinaus ist laut Rückmeldung der befragten Betriebe beim Wohnungs- und Hausbau die Energieeffizienz (69%) weiterhin ein zunehmend wichtiger Faktor, aber auch PKW-Abstellplätze (43%) und der eigene Garten (42%) bzw. Balkon (41%) stellen wesentliche Entscheidungsfaktoren der Kundinnen und Kunden dar.
Bau-Bremse Bürokratie
Probleme bereiten den steirischen Bauunternehmen die Dauer und der Aufwand der behördlichen Genehmigungsverfahren: 53% bewerten den Aufwand als sehr hoch, 43% als hoch. Um die Verfahren effizienter abzuwickeln, wünschen sich die Unternehmen in erster Linie strengere Erledigungsvorgaben, elektronische Akteneinsicht und bessere Serviceangebote sowie generell eine Entrümpelung der Baugesetze.
Bei der anschließenden Diskussionsrunde mit LR Simone Schmiedtbauer, Raiffeisen-Generaldirektor Martin Schaller, Andreas Kern von der Fachgruppe Immobilien- und Vermögenstreuhänder der WKO Steiermark, Michael Hilmar von der ÖWG-Wohnbau sowie Gastgeber Michael Stvarnik wurden die brisantesten Themen noch einmal unter die Lupe genommen. Martin Schaller sieht beim Thema Finanzierung „Licht am Ende des Tunnels“. Die Abschaffung der KIM-Verordnung sei zwar erfreulich – die Bankenaufsicht handhabt die Regelungen aber unverändert weiter! Dass dies Kunden am Immobilienmarkt nach wie vor verunsichert, bestätigt Andreas Kern.
Es sei schwer, Eigenmittel aufzubringen, so Kern, und: „Es braucht insgesamt mehr Optimismus“. Ins selbe Horn stößt auch Michael Hilmar, denn „leistbares Wohnen ist kein Selbstläufer.“ Angesprochen auf die Wohnraumoffensive, bestätigte Landesrätin Simone Schmiedtbauer, dass die Maßnahmen sehr gut angekommen seien, allerdings dürfe man das Budget nicht aus den Augen verlieren. Beim aktuellen Aussetzen der Fördermittel handle es sich um einen „vorübergehenden Antragsstopp“. Innungsmeister Michael Stvarnik wünscht sich ein neues Baugesetz und forderte Landesrätin Schmiedtbauer und den ebenfalls anwesenden Landtagspräsidenten Gerald Deutschmann dazu auf, „Geschichte zu schreiben, denn die Steiermark kann das!“ Zudem seien die Förderungen im Wohnbau dringend wieder auf Schiene zu bringen. Seitens des Landes bekennt man sich zur Deregulierung und werde sie, so Schmiedtbauer, auch „mit Leben erfüllen“. Unüberlegte Schnellschüsse könne es aber keine geben.