„Bau Steiermark exklusiv“: Infos aus erster Hand

Gute Entscheidungen trifft man dann, wenn man gut informiert ist – frei nach diesem Motto lud die Landesinnung Bau mit Innungsmeister TechnR BM Ing. Michael Stvarnik an der Spitze am 24. Oktober zu einer hochkarätig besetzten Veranstaltung in der BAUAkademie Übelbach. Rund 140 Teilnehmer sind der Einladung gefolgt, um aktuelle Informationen zu den Themen Baueinreichung, Haftung bei Schadensfällen sowie zu den neuen Förderungen im Rahmen der großen Wohnraumoffensive des Landes zu bekommen. Am Ende stand noch die gemeinsame Verkostung der Baumeisterweine am Programm.

 Schwerpunkt Baueinreichung

In der Steiermark stellen die komplexen Bauverfahren eine große Herausforderung für Planer und Behörden dar. Die Vielfalt der Bestimmungen führt in weiterer Folge dazu, dass jede Baubehörde ihre Verfahren individuell interpretiert, was den Prozess unübersichtlich und zeitraubend macht.

Mag. Maximilian Lughofer vom Amt der Steiermärkischen Landesregierung (A13) gab einen Überblick über die rechtlichen Grundlagen beziehungsweise die Probleme, die im Rahmen der Einreichung entstehen können – und davon gibt es einige.

Um für mehr Klarheit bereits bei der Einreichung zu sorgen, hat die Landesinnung in Kooperation mit dem Land Steiermark das Online-Tool www.bauansuchen-stmk.at

entwickelt, das von Projektleiter TechnR BM Ing. Hellmut Michael Bartl vorgestellt wurde: „Das Ziel ist, dass wir eine raschere Abwicklung der Behördenverfahren ermöglichen wollen. Es soll dem Planer und dem Bauwerber helfen, möglichst vollständige Unterlagen bei der Behörde einzureichen und möglichst vollständige Angaben zum Bauverfahren zu liefern“, so Bartl. Das Tool umfasst rund 60 Checklisten zu jeder Art von Bauvorhaben samt den gesetzlichen Grundlagen, den notwendigen Unterlagen für die Einreichung, den Anforderungen während der Baudurchführung  und den Anforderungen nach Vollendung der Baudurchführung. Zusätzlich steht eine Suchfunktion zur Verfügung sowie ein Link zu den dazugehörigen Formularen. Die App richtet sich an alle, die mit Bauvorhaben befasst sind, also Baubehörden sowie Architekten und Baumeister, aber auch private Bauwerber.

Risiken vermeiden, Versicherungssumme erhöhen

Unzureichende Planung und unqualifiziertes Personal sind die häufigsten Ursachen für Baumängel und daraus resultierende Bauschäden, die in Österreich im Jahr ca. 160 Millionen Euro alleine im Hochbau verursachen. Die häufigsten Schäden finden sich bei Außenwänden, Dächern und Dachterrassen sowie Bauteilen im Erdreich, sie gehen zu über 38% auf Ausführungsfehler zurück, Planungsfehler sind für 28% der Ursachen verantwortlich. Der Baumeister ist dabei für eine Reihe an Mängeln haftbar, etwa Planungsmängel, Ausschreibungsmängel, Überwachungsmängel und Mängel im wirtschaftlichen Leistungsbereich.

Einen Überblick über aktuelle Schadensfälle gab MMag. Wolfgang Alphart von Consultor Versicherungsservice. Der Berater und frühere Strafrichter nahm die Zuhörer:innen mit auf einen Streifzug durch teilweise kuriose Schadensfälle, deren Haftung jedoch nicht selten an den ausführenden Bauunternehmen hängenbleibt – mit teils dramatischen unternehmerischen und persönlichen Folgen. So führte ein Brandschaden bei einem Bauprojekt dazu, dass der Baumeister durch nicht ausreichende Versicherungsdeckung fast seine gesamte Existenz verlor. Durch den Schaden entstand ein hoher Regressanspruch, den die Versicherungssumme bei Weitem nicht decken konnte. Hier wird dringend geraten, die Versicherungssumme über das Pflichtmaß von 1 Million Euro hinaus zu erhöhen, um sich vor existenzbedrohenden Forderungen zu schützen. Auch bei der Beauftragung von Subunternehmern lauern Gefahren – vor allem dann, wenn die Gewerbeberechtigung fehlt.

Man kann also nur immer wieder daran erinnern, Subunternehmer stets auf ihre Gewerbeberechtigung zu überprüfen, da fehlende Berechtigungen schwere rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen können, wie zahlreiche Fälle in der Praxis bewiesen. Alphart: „Unbedingt immer im GISA nachschauen und die Gewerbeberechtigungen überprüfen.“ So lassen sich Haftungsrisiken minimieren.

    Die steirische Wohnraumoffensive

    Gute Nachrichten gab’s vom Land Steiermark: Mag. Michael Sebanz, Leiter der Fachabteilung Energie und Wohnbau, informierte über die neuen Förderungen, die außerordentlich gut angenommen werden. Seit 1.9.2024 verzeichnete das Land bereits über 210 Anträge – ein Zeichen dafür, dass die Steiermark auf dem richtigen Weg ist. „Wir haben die Geschoßbauförderung einer kräftigen Veränderung unterzogen und sie hat wieder Fahrt aufgenommen“, so Sebanz. Bereits davor gab es eine Sanierungsreform, was zu einer Verzehnfachung der Förderanträge in den Bereichen „Kleine Sanierung“ und „Umfassende energetische Sanierung“ geführt hat.

    Mit 1.1.2024 wurde die Geschoßbauförderung noch um ein weiteres Element erweitert, nämlich die Einführung von Landesdarlehen. Insgesamt steht nun eine Fülle von Fördermaßnahmen bereit, die den Wohnbau in der Steiermark wieder ankurbeln soll und es auch Jungfamilien ermöglichen soll, trotz des schwierigen Kreditvergabeumfelds wieder Eigentum zu errichten bzw. zu erwerben. Was aus Sicht der Landesinnung noch zu erledigen wäre, ist das Thema Förderung bei der Errichtung von Reihenhäusern.

    Gastgeber Landesinnungsmeister Michael Stvarnik sprach abschlie-ßend noch zwei weitere Themen als Ausblick in die nahe Zukunft an: „Wir werden nicht daran vorbeikommen, wieder einen Wohnbauscheck auf die Beine zu stellen und die Baukosten zu indexieren, sonst haben wir in zwei, drei Jahren wieder dasselbe Dilemma.“

    Landesinnungsmeister TechnR BM Ing. Michael Stvarnik (Mitte) mit den hochkarätigen Tagungsreferenten Mag. Maximilian Lughofer,  MMag. Wolfgang Alphart, Mag. Michael Sebanz und TechnR BM Ing. Hellmut Michael Bartl (v. l.).